Archiv 2020
14.02.2020
In den letzten Monaten hat sich so einiges getan, das mich an der Menschheit zweifeln lässt.
Die AfD in Thüringen überrumpelt die anderen Parteien bei der Wahl zum Ministerpräsidenten
Es hat mich nicht überrascht, dass FDP und CDU in Thüringen kein Problem damit haben, mit Faschisten zu paktieren, um einen ihnen nicht genehmen Ministerpräsidenten abzuwählen und einen ihrer Kandidaten ins Amt zu hieven. Dass danach alle ganz überrascht tun und lamentieren ist reine Schauspielerei. Wenn man weiß, dass Herr Kemmerich an AfD-nahe Stiftungen spendet, und dass Teile der CDU eh nach rechts weit offen sind, muss man sich eher wundern, dass es so lange gedauert hat, bis etwas deratiges passiert.
Selbst wenn es keine offenen Absprachen gab, war doch abzusehen, dass aufgrund der Verhältnisse im Thüringer Landtag und der generellen Tendenz der CDU und FDP, nach rechts zu schielen (Möllemann hat's vorgemacht), eigentlich kein anderes Ergebnis möglich war. Aus meiner Sicht, war dies von Seiten der CDU und FDP nur ein weiterer Test, wie weit man gehen kann, um die eigene Machtposition zu sichern. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob man sich da überhaupt verschätzt oder doch eher ganz bewusst eine Salamitaktik angewendet hat, bei der Stück für Stück kleine Tabubrüche langfristig dazu führen sollen, die AfD koalitionsfähig für die Bundes-CDU und FDP zu machen. Man sollte sich nicht von den Aussagen einiger Bundespolitiker täuschen lassen: die beiden Parteien werden in jedem Fall lieber mit Rechts als mit Links arbeiten.
Von Seiten der AfD war das natürlich auch ein gelungener Coup, der weniger auf die politischen Verhältnisse in Thüringen abzielte, als vielmehr darauf, sich den eigenen Wählern und Sympathisanten als Partei zu präsentieren, die handlungsfähig und in der Lage ist, den politischen Betrieb erheblich zu stören. Quasi ein Penisvergleich mit anderen Mitteln, der bei den minderbemittelten Schwachmaten, die irrigerweise glauben, dass die AfD ein Interesse daran hat, etwas für den 'kleinen Mann' zu tun, gut ankommen dürfte. Langfristig dürfen wir uns nach diesem gelungenen Testlauf wohl auf ähnliche Aktionen auch woanders einstellen.
Macron bietet bei einer Rede vor Offizieren implizit die französischen Atomwaffen zur Absicherung europäischer Partner an
Das Ganze zielte natürlich besonders auf Deutschland ab. Motivation dürfte hierbei sein, zum Einen mehr Unterstützung für das eigene Arsenal zu erhalten und andererseits langfristig die USA, die ja in Europa so einiges an Atomwaffen stationiert haben, zu schwächen. Das hätte erhebliche wirtschaftliche und politische Vorteile, besonders wenn man bedenkt, wie sich die amerikanische Politik seit 2001 entwickelt hat.
Verstörend wirkt dabei auf mich aber eher, dass plötzlich vermehrt Meinungen durch die Medien kolportiert werden, die beklagen, dass insbesonders junge Menschen zu wenig an dem Thema interessiert sind oder eher fatalistisch darauf reagieren. Dabei haben diese aus meiner Sicht durchaus recht: hier soll wieder ein Bedrohungsszenario aufgebaut werden, wie zu Hochzeiten des Kalten Krieges. Statt sich jedoch in die Angst treiben zu lassen und damit die Macht kleiner Eliten zu zementieren, die versuchen, mit Hilfe der Furcht die Massen zu kontrollieren, lassen sie diese ins Leere laufen.
Denn bei Licht betrachtet läuft es darauf hinaus, dass eh kaum einer einen atomaren Schlagabtausch überleben wird, was uns aber vermutlich ohnhein duch den Klimawandel bevor steht. Insofern ist das Gefasel über mögliche Bedrohungen und Abschreckung (wer soll eigentlich genau abgeschreckt werden? Und warum?) das einzelne Pflaster auf einem Reifen voller Löcher, aus dem die Luft entweicht. Warum sich also darüber aufregen?
Trump wird nicht des Amtes enthoben
Dazu lässt sich eigentlich nur sagen, dass das zeigt, wie aktuell Politik und Teile der Gesellschaft funktionieren: wenn du genug Leute um dich scharst, die etwas zu verlieren haben, wenn du abstürzt, kannst du tun, was du willst, ohne dass dir was passiert. Und wenn du dabei die Klappe nur weit genug aufreisst, applaudieren dir sogar noch die ganzen Dumpfbacken, deren Horizont nur bis zu ihren Zehenspitzen reicht. Hier zeigt der Populismus sein häßliches Gesicht.
Und in Deutschland ist man selbst als Faschist politisch tragbar, weil es genügend Leute gibt, die glauben, dass sie etwas zu verlieren haben (oder dass sie etwas gewinnen können), obwohl dem nicht so ist.
Der Wohnungsmarkt ist hoffnungslos aus dem Gleichgewicht
Hier in der Gegend erreichen Wohnungen durchschnittlicher Größe und Austattung mittlerweile problemlos Quadratmeterpreise von 15 Euro oder mehr. Für eine 80qm Wohnung kann man Kaltmieten zahlen, die fast auf der Höhe dessen liegen, was jemand mit Mindestlohn im Monat netto verdient, selbst Mieten für Wohnungen der städtischen Wohngenossenschaft, für die ein Wohnberechtigungsschein nötig ist, liegen weit über den Preisen nichtgeförderter Wohnungen in anderen Gegenden. Und in den Dörfern weiter draußen wird es auch nicht besser.
Und nicht nur die Mieten sind problematisch: schon der Umzug ist oft kaum zu stemmen, da die Kosten dafür exorbitant hoch sind. So ist es Standard, drei Monatsmieten Kaution plus die Übernahme der Küche des Vormieters plus eventuell Genossenschaftsanteile in Höhe von 1000 Euro oder mehr und noch weitere Dinge zu zahlen. Man kommt dabei schnell mal auf Kosten im Bereich von sieben- oder achttausend Euro. Und das noch bevor der eigentliche Umzug bezahlt ist.
Da regiert die pure Gier. Nun könnte man argumentieren, dass der Markt es ja offenbar hergibt. Der Markt wird aber mittlerweile so von Konzernen und großen Genossenschaften, die genauso skrupellos agieren, diktiert, dass es im Grunde keinen echten Wettbewerb mehr gibt, und auch keinen Anreiz, beispielsweise neue Sozialwohnungen zu bauen. Wenn gebaut wird, dann Luxuswohnungen.
Gutes Beispiel dafür: hier wird eine aufgegebene Kaserne der Amerikaner plattgemacht und durch die städtische Wohnungsgenossenschaft neu bebaut, es sollen "familienfreundliche" Wohnungen entstehen. Für 75qm ist man da aber schon einmal mit über 1000 Euro Kaltmiete dabei, plus vorgenannten Kosten für den Umzug, plus 300 Euro Nebenkosten. Das Beste dabei: es gibt mittlerweile Lockangebote wie im Mobilfunkbereich. Man zahlt im ersten Jahr 100 Euro weniger Miete! Man muss dann aber auch mindestens zwei Jahre dort wohnen.
Na das klingt doch mal familienfreundlich!
17.02.2020
Hach, Martin Sonneborn... (Video) ❤
20.02.2020
Nach dem rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem 11 Menschen getötet wurden (und der Attentäter sich anschließend selbst umbrachte), sind natürlich wieder alle Politiker "erschüttert" und "fassungslos", also das komplette Spektrum an dämlichen Phrasen, die niemandem helfen oder auch nur der Wahrheit entsprechen.
Die AfD spricht natürlich nur wieder von einem "Einzelfall" und natürlich war der Täter "psychisch krank". Und natürlich werden auch gleich wieder die "ausländischen Messerstecher" als Vergleich heran gezogen. Man kann es dem Stimmvieh ja nicht zumuten, dass es eben die eigene Rethorik ist, die eine solche Tat befördert. Ich möchte wetten, dass heute in so manchem AfD-Hinterzimmer die Korken knallen und man den Attentäter wie einen Helden feiert.
Nach dem Auffliegen der "Gruppe S", die Anschläge plante und in ihren Reihen einen Polizisten hatte, nach dem Mord an Walter Lübcke, dem Anschlag in Halle und nach den rassistischen Vorfällen bei der Frankfruter Polizei sollte doch endlich selbst die CDU aufwachen und feststellen, dass "erschüttert" und "fassungslos" sein allein nicht ausreicht, um den Staat und seine Bürger vor Rechtsradikalen zu schützen. Statt auch im eigenen Interesse endlich mal den Arsch hoch zu bekommen, werden Phrasen gedroschen und einfach wie immer weiter gemacht, am besten noch, indem irgendwelche Linksradikalen zur großen Gefahr aufgebauscht werden, während Rechte munter weiter morden. Dass toleriert wird, dass eigene Parteimitglieder (HG Maaßen, die Werteunion) die Tat verharmlosen und lieber ständig gegen Linke giften, ist da nur ein Symptom. Man könnte fast meinen, dass da ein Plan dahinter steckt.
Man muss übrigens kein Linker sein, um Faschisten und Rassisten klar zu benennen und bekämpfen. Die Demokratie und die Rechte aller Bürger zu schützen und zu bewahren sollte auch für Konservative oberstes Ziel sein, sonst verdienen sie ihren Namen nicht!
24.02.2020
Ich hatte ja schon einmal angemerkt, dass WhatsApp seit der Übernahme durch Facebook nicht mehr als sicherer Messenger betrachtet werden kann: abgesehen davon, dass Facebook auf alle Kontakt- und Verbindungsdaten zugreift, waren nun auch noch WhatsApp-Gruppenchats bei Google auffindbar. Jeder konnte rein und die gesamte Historie mitlesen.
Und dass Alexa, Siri und Co ein Privatsphäre-Alptraum sind (siehe auch hier), weil sie ständig alles mitschneiden und auch unabsichtlich aktiv werden, zeigt eine Studie, die untersucht, wie oft die digitalen Assistenten durch das Fernsehprogramm aktiviert werden. Spoiler: öfter als man denkt.
05.03.2020
COVID-19 (oder Coronavirus oder SARS-CoV-2) macht uns zu schaffen: die Supermärkte haben 40% mehr Umsatz, ich muss neuerdings mein Notebook immer mit nach Hause nehmen, falls das Büro zu gemacht wird, keine Nachrichtenseite kommt ohne Meldung über das Virus gleich im oberen Teil der Seite aus. Das Virus ist jeden Tag das Gesprächsthema Nummer 1.
Aktuell gibt es etwa 250 bestätigte Infektionen in Deutschland, bisher kam es zu keinem Todesfall.
2017/18 gab es 25000 Grippetote und vermutlich 50 mal so viele Infizierte in Deutschland. Keine Hamsterkäufe, keine wochenlangen Schlagzeilen, kaum einer ließ sich impfen, niemand blieb vorsorglich zuhause.
Vielleicht sollten wir einfach mal nicht bei jedem Scheiß, der von den Medien hochgejubelt wird, das Hirn komplett ausschalten. Die Supermärkte, Apotheken und andere wichtige Einrichtungen werden so schnell nicht geschlossen.
09.03.2020
Eines der größten Probleme bei den Krankheitswellen der letzten Jahre waren und sind Infektionen durch Anfassen kontaminierter Oberflächen. Gerade Schalter und Flächen im öffentlichen Raum, die geradzu zwangsweise angefasst werden müssen, wie Ampelschalter oder die Türschalter in Bus und Bahn, müssen sehr robust sein.
Würden diese durch optische oder akustikbasierte Schalter, bei denen man nur eine Hand davorhalten muss, ersetzt, ließe sich das Problem der Infektionen deutlich reduzieren. Viel teurer als ein vandalismussicherer mechanischer oder kapazitiver Schalter können sie auch nicht sein, ich würde sogar vermuten, dass sie eher noch etwas billiger wären, geschicktes Design vorausgesetzt.
Irgendwie geht dieser Aspekt in der ganzen Diskussion um die immer neuen Infektionswellen aber immer unter. Natürlich wird das Infektionen nicht verhindern, aber möglicherweise zumindest das Risiko reduzieren.
16.03.2020
Ein Gutes hat die Corona-Epidemie: wir wohnen sehr zentral, und seit ein paar Tagen liegt eine Ruhe über der Stadt, wie sonst nur am Sonntag. Ich habe auch den Eindruck, dass weniger Abgase in der Luft sind. Ich gehe zwar davon aus, dass dieser Zustand nicht lange anhalten wird, aber einstweilen genieße ich die Ruhe.
18.03.2020
Home Office FTW!
23.03.2020
Tag 4 im Home Office. Nun ist es ja auch offiziell so, dass man mindestens für die nächsten zwei Wochen (ich rechne aber mit länger) zwar noch raus gehen darf, sich aber höchstens zwei Personen zusammen in der Öffentlichkeit aufhalten dürfen. Die Stadt ist dadurch noch ruhiger geworden, nur morgens regt sich noch etwas, wenn diejenigen, die noch zur Arbeit müssen, sich auf den Weg machen.
Da ich schon immer ein "Drinni" war, ist mir diese Situation gar nicht einmal unangenehm. Für mich fühlt es sich trotz Arbeit sehr entspannt an, das gute Wetter trägt nur noch mehr dazu bei (auch wenn es draußen sehr kalt ist, aber ich sitze ja im Warmen). Ich bin mal gespannt, wie sich die nächsten zwei Wochen entwickeln.
02.04.2020
In den letzten Wochen ist mir wieder einmal aufgefallen, wie sehr Politiker und Leute, die es besser wissen sollten, gewillt sind, sich Fakten und Argumente zurecht zu biegen, wie es ihnen gerade in den Kram passt.
Beispiel 1: Die Diskussion, ob das "normale Leben" so bald wie nur irgend möglich wieder los gehen könne.
Als ein Argument dafür wird angegegeben, dass die Wirtschaft ja sonst Schaden nehmen könnte. Berechnungen zeigen, dass die Wirtschaft um ca 5% schrumpft, wenn die aktuellen Maßnahmen noch ein paar Wochen anhalten. Das wird als Riesenproblem gesehen. Wenn man sich das mal im Detail ansieht, was da gefordert wird, entsteht ein Bild, das mir nicht behagt.
Zum Einen wird das Wirtschaftswachstum damit über die Gesundheit der Bevölkerung gestellt, denn mit Sicherheit werden auch in einigen Wochen noch genügend Infizierte herumlaufen und andere Leute anstecken, bei gleichzeitig kaum vorhandener Immunität, weil bis dahin nur ein verschwindend geringer Teil der Bevölkerung COVID-19 durchgemacht haben wird. Da steht dann also gleich die nächste Riesenwelle an Infektionen vor der Tür, die wieder Menschen das Leben kosten wird. Die Folge wird sein, dass zig Firmen die Türen schließen müssen, weil nun ihre Mitarbeiter alle krank sind und den Rest gleich noch mit angesteckt haben. Das wird dann auch den Teil betreffen, der momentan im Homeoffice ist und dann eventuell wieder im Büro arbeiten muss.
Zum Anderen ist die Wirtschaft in den letzten Jahren (mindestens seit der letzten Krise) jedes Jahr gewachsen und hat mittlerweile ein Level erreicht, das schlicht ungesund ist, weil die ebenfalls immer weiter gewachsene Exportorientierung der deutschen Wirtschaft uns international langsam aber sicher isoliert und in die Abhängigkeit von den Märkten anderer Weltregionen drängt. Eine Gesundschrumpfung erscheint da nicht falsch.
Nun könnte man anmerken, dass die aktuellen Maßnahmen hauptsächlich die Selbständigen und kleinen Unternehmen in der Dienstleistungsbranche trifft. Auch das ist richtig, aber wenn wir es uns leisten können, Milliarden Euro an Konzerne mit lächerlichen Steuersätzen zu verschenken oder Banken zu retten, die sich sehenden Auges und aus purer Gier verzockt haben, dann sollten wir auch in der Lage sein, die Selbständigen und Kleinunternehmer über Wasser zu halten.
Ebenfalls gern angebracht wird, dass man die Leute ja nicht ewig einsperren kann. Das ignoriert aber völlig den Fakt, dass wir eben keine Ausgangsperren haben und jeder durchaus raus kann. Nur der enge Kontakt zu Anderen ist in der Öffentlichkeit untersagt. Jeder kann sich seine Freunde nach Hause einladen (was ich unverantwortlich fände) oder zum Spazieren oder für Sport raus gehen, wann immer er will. Das Problem scheint für mich eher darin zu bestehen, dass viele Leute nicht in der Lage sind, sich mal mit sich selbst zu beschäftigen, und erwarten, dass die Politik nun dafür sorgt, dass sie wieder bespaßt werden. Auch hier wird ignoriert, wie Infektionen funktionieren. Hauptsache, jeder hat seinen Spaß, ob andere verrecken, ist egal.
Beispiel 2: Masken tragen.
COVID-19 wird überwiegend durch Tröpfcheninfektion übertragen, also durch Tröpfchen gefüllt mit Viren, die beim Husten und selbst beim Sprechen und Atmen in die Luft geblasen werden. Und das gilt nicht nur für COVID-19 sondern für fast alle Krankheiten, die irgendwie den Atemtrakt betreffen, von der simplen Erkältung über die Grippe bis hin zu Tuberkulose und anderen Krankheiten. Jemand mit einer einfachen Erkältung kann parallel mit COVID-19 infiziert werden, und das kann dann sehr schlimme Folgen haben, die ohne die Erkältung nicht aufgetreten wären.
Mehrere Studien haben gezeigt, dass selbst einfache Stoffmasken Andere zu einem gewissen Grad davor schützen können, mit den Krankheiten des Trägers infiziert zu werden, weil nicht die komplette Umgebung des Trägers sofort verseucht wird.
Trotzem wird immer wieder das Argument gebracht, dass die einfachen Masken den Träger ja nicht vor Infektionen schützen können. Aber das Argument ist geradezu bösartig falsch, denn solange eine Maske trocken ist und nur einmal für wenige Stunden getragen wird, bevor sie gereinigt wird, solange schützt sie auch bis zu einem gewissen Grtad vor Infektionen, wenn auch nicht so gut wie eine N95-Maske oder auch nur eine OP-Maske. Aber schon eine nur um 25% verringerte Chance, sich etwas zu zu ziehen, ist besser als nichts.
Problematisch wird das besonders dann, wenn selbst Virologen diese Fake-News in den Medien verbreiten. Der durchschnittliche Leser oder Zuschauer weiß in der Regel nicht zwischen Virologen (deren Wissen sich auf die Eigenschaften von Viren an sich bezieht) und Epidemiologen (deren Fach die Ausbreitung von Krankheiten ist) zu unterscheiden, und glaubt ersteren daher auch vorbehaltlos diese Falschinformation. Das ganze wird sehr schön hier auseinandergenommen.
Man will also keine Maskenpflicht einführen oder auch nur das Tragen einer Maske empfehlen, weil ohnehin schon zu wenig der höherwertigen Masken vorhanden sind und man die Versorgung derjenigen, die sie wirklich brauchen, nicht gefährden will. Teilweise wird dann gebetsmühlenartig wiederholt, dass selbstgenähte Stoffmasken nicht helfen (was, wie daregelegt, falsch ist) und scheut aus Angst vor negativen Reaktionen davor zurück, zu tun, was nötig ist, um die Risiken zu senken. Auch hier wird in der letzten Konsequenz aber wieder mit dem Leben vieler Menschen gespielt, nur weil die eignene Position nicht gefährdet werden soll. Ohne Impfung oder Medikamente und ohne Wissen darüber, was eine Infektion mit dem Coronavirus langfristig für den Patienten bedeutet, also ob eventuell Langzeitschäden zurückbleiben, ist es grob fahrlässig, auch nur die kleinste Chance, Infektionen zu verhindern, nicht zu ergreifen.
06.04.2020
Sehr schönes Video, in dem Epidemien statistisch simuliert werden und das gut erklärt, welche Maßnahmen welchen Effekt haben (englisch, mit dt. Untertiteln).
20.04.2020
Es gibt Anzeichen, dass COVID-19 noch deutlich problematischer ist, als anfangs angenommen. Offenbar kann die Krankheit selbst bei leichten oder symptomlosen Verläufen Veränderungen in der Lunge hervorrufen, die möglicherweise sogar permanent sind und die Sauerstoffaufnahme erschweren, was zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff im Blut (und selb bei scheinbar Gesundeten zu einem hohen Unfallrisiko) führt. Gleichzeitig scheint es bei künstlicher Zuführung von Sauerstoff zu schweren Problemen kommen. Außerdem scheint auch noch das Herz geschädigt zu werden. Die Berichte stammen nicht von irgendwelchen Verschwörungstheoretikern oder fachfremden Pseudoexperten, sondern von Medizinern, die in den entsprechenden Abteilungen der Krankenhäuser arbeiten. Und diese Leute sind nach ihren eigenen Worten entsetzt über das Ausmaß der Schäden und Folgen.
Trotz dieser Berichte und mittlerweile 5000 Toten in weniger als 3 Monaten kann sich die Bundesregierung selbst mit Beweisen für die Schutzwirkung selbst einfacher Masken nicht dazu durchringen, eine Maskenpflicht anzuordnen. Zudem sind seit heute die Lockdown-Maßnahmen gelockert. Viele Leute reagieren so, als wäre die Pandemie schon überstanden, inklusive mehr oder weniger subtilem psychologischem Druck, doch endlich das "normale" Leben inklusive Schopping und Arbeit in geschlossenen Räumen ohne ausreichenden Abstand, Lüftung etc. wieder auf zu nehmen.
Offenbar reicht die geistige Kapazität bei vielen Leuten nicht aus, das Problem und die Folgen für unsere Gesellschaft zu überblicken, wichtig sind nur Spaß und Geld.
Ich bin mal gespannt, wie die Infektionszahlen in drei Wochen aussehen.
Nachtrag: COVID-19 läuft offenbar auch in den Blutgefäßen Amok und verursacht Entzündungen, die die Gefäße schädigen und zu Multiorganversagen führen. Außerdem zerstört wohl auch noch das Hämoglobin im Blut, mit der Folge, dass selbst Beatmung mit Sauerstoff bei Patienten den Sauerstoffgehalt im Blut kaum steigert.
Nachtrag: Es es gibt auffällig viele Schlaganfälle bei Leuten unter 50 mit COVID-19, etwa sieben mal so viele wie im Durchschnitt für das Alter.
08.05.2020
Nachdem es in den letzten beiden Wochen bereits einge Lockerungen des COVID-19-Lockdowns gab, folgen nach den sinkenen Neuinfektionszahlen in den nächsten Tagen und Wochen weitere. Das wird insbesonders diejenigen freuen, die ohnehin schon die ganze Zeit gegen die Lockerungen teils extrem egozentrisch und populistisch argumentiert haben.
Ein beliebtes Argument der Lockdown-Gegner bezieht sich auf die im Grundgesetz garantierten Grundrechte, unter Anderem das Recht auf Versammlungsfeiheit. Die Grundrechte haben keine gewichtet Reihenfolge, alle sind einander gleich gestellt. So hat auch jeder das Recht, sich selbst zu gefährden, indem er oder sie sich bewußt einer höheren Ansteckungsgefahr aussetzt.
Problematisch an dieser Argumentation ist aber, dass vergessen wird, dass die Grundrechte nur solange gelten, wie nicht die Grundrechte anderer Menschen beeinträchtigt werden. Jeder hat das Recht, sich beim Friseur oder beim Shoppen mit dem Virus anzustecken. Problematisch wird es dann nur, wenn er oder sie beispielsweise im eigenen Hausflur die anderen Bewohner eines Hauses, die bewusst nicht raus gehen, wenn sie nicht müssen, ansteckt. Wo bleibt deren Recht auf Gesundheit und Unversehrtheit?
Gern vergessen wird auch, dass nicht jeder, der sich der Infektionsgefahr freiwillig aussetzt, das auch im vollen Bewusstsein der möglichen Folgen tut. Ohne zynisch oder abwertend sein zu wollen: vielen Leuten fehlen schlicht die Informationen oder auch die geistige Kapazität, zu verstehen, was das Virus im Körper anrichten kann. Der Lockdown ist ein Mittel, auch uninformierte Mitbürger, die sich selbst und andere gefährden, zu schützen, Grundrechte hin oder her.
Das Paradebeispiel für ein Land, das sich bewusst gegen den Lockdown entschieden hat, obwohl es anders als beispielsweise Italien rechtzeitig die Möglichkeit gehabt hätte, mit geeigenten Maßnahmen Schlimmeres zu verhindern, ist Schweden. Schweden hat bei einer Einwohnerzahl von etwa 10,23 Millionen mittlerweile (Stand heute) fast 3200 Tote zu beklagen. Das sind etwa 310 Tote je 1 Million Einwohner.
Zum Vergleich dazu die Zahlen für Länder mit härteren Lockdown-Maßnahmen (Todesfälle je 1 Million Einwohner, Stand heute): Deutschland - 89, Taiwan - 0,25, Südkorea - 5.
Ich glaube, dass uns die aktuellen Lockerungsmaßnahmen noch teuer zu stehen kommen werden und dass die meisten Leute, die für weitere Lockerungen argumentieren, schlicht nicht ausreichend informiert sind.
Dieser Artikel fasst noch einmal die verschiedenen Beobachtungen zur Wirkung des SARS-CoV-2-Virus im Körper und damit auch mögliche Ursachen der Todesfälle und mögliche Langzeitschäden sehr schön zusammen und zeigt, dass wir das Virus möglicherweise immernoch zu sehr auf die leichte Schulter nehmen.
03.06.2020
Offenbar ist die von mir befürchtete neue Welle an COVID-19-Infektionen nicht eingetreten, was mich natürlich freut. Trotzdem ist zu erkennen, dass die Leute auch wieder leichtsinniger werden und Dinge wie Masken, Abstand und Hygiene vernachlässigen. Dass der Mai nun der sonnigste seit Beginn der Aufzeichnungen war, hat sicher auch eine Rolle dabei gespielt, dass die Neuinfektionen weiter zurück gegangen sind.
Da sind wir dann aber auch wider beim anderen großen Problem: der Klimakrise. Selbst für den dümmsten Bauern dürfte erkennbar sein, dass wir in den letzten Jahren immer mehr Wärme- und Trockenheitsrekorde aufgestellt haben, die die Ernten in den letzten Jahren ziemlich schlecht ausfallen lassen haben. Und auch in diesem Jahr ist die Trockenheit schon wieder problematisch.
Trotzdem geht ein neues Kohlekraftwerk (Datteln 4) ans Netz und trotzdem wird über eine Autokaufprämie diskutiert, statt dem ÖPNV über die Krise zu helfen oder den Kauf von Elektrorollen oder Fahrrädern zu fördern, obwohl selbst prominente Wirtschaftsexperten die Prämie für einen Fehler halten. Bei so viel Dummheit in der Regierung wundert es nicht, wenn Leute in Verschwörungsmythen abdriften...
04.09.2020
Die ganzen COVIDioten machen mich ja so ein bischen fassungslos. Grundlegende Fakten zu ignorieren und mit nicht bewiesenen (und auch nicht beweisebaren) Argumenten zu hantieren, deutet schon auf ein ein ziemlich grundsätzliches Problem beim Denken hin. Vielleicht sollten sich Schulen weniger auf die Vermittlung von Wissen konzentrieren, sondern mehr auf Ausbildung der Fähigkeit zum kritischen und faktenbasierten Denken und Lernen.
04.12.2020
Das Jahr geht zu Ende. Ich habe kaum etwas hier geschrieben, und das wenige dreht sich fast nur um COVID-19. Zwischendurch hatten wir die spannende Wahl zum neuen US-Präsidenten, die in etwa so verlief, wie ich es mir gedacht hatte, aber sonst drehte sich auch politisch fast alles nur um die Pandemie.
Welche Fragen gehen mir durch den Kopf, wenn ich auf das Jahr zurück blicke? Hier eine kleine Sammlung:
- Wieso kommt jemand wie Friedrich Merz, der Prototyp eines reaktionären, unsozialen, frauenfeindlichen und egoistischen Machtmenschen, so gut bei der CDU-Basis an?
- Warum hat jemand so eine Karrikatur von einem Menschen wie Donald Trump gewählt?
- Was ist eigentlich bei den Leuten schief gegangen, die Schulen und Geschäfte um jeden Preis offen halten wollen, statt mit einem 2, 3 Wochen langen harten Lockdown die Pandemie in den Griff zu bekommen? Wäre ein kurzer, harter Lockdown nicht für die Wirtschaft letzlich viel billiger als dieses ewige hin und her?
- Wieso darf eigentlich in jeder Ausgabe der Tagesthemen ein Schwachmat von der AfD irgendwas kommentieren? Keine andere Partei bekommt derartig viel Zeit für Propaganda.
Alle hoffen nun, dass das nächste Jahr irgendwie 'besser' wird. Ich vermute aber eher, dass es nur anders wird...
10.12.2020
Offenbar wird einigen in der Politik langsam klar, dass der Lockdown light nichts bringt. Ich tippe mal auf einen harten Lockdown über die Feiertage.